Krisenmanagement an Schulen

Krisenmanagement an Schulen  - eine Anleitung unserer Schulpsychologie

Krisen an Schulen treten oft plötzlich, ohne Vorwarnung ein und können eine gefährliche Lage an der Schule auslösen. Für diese Art der Bedrohlichkeit braucht es an Schulen im Vorfeld erstellte Handlungspläne was im jeweiligen Notfall zu tun ist und durch ein geschultes schulinternes Krisenteam begleitet wird. Denn die Vorbereitung auf mögliche Krisen ist der beste Schutz gegen gefährliche Entwicklungen.

Auch die Bildungsdirektion für NÖ selbst hat sich für Krisensituationen gerüstet indem ein Krisenstab bestehend aus dem Bildungsdirektor, der Pädagogischen Leitung, der Leitung der Präsidiale, der Rechtsabteilung sowie der Schulpsychologie NÖ und der Stabsstelle für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit hier als verlässlicher Partner für Schulleitungen und Schulaufsicht bei massiven Bedrohungslagen in Schulen zeitnah zur Verfügung steht.

Erfolgt die Krisenmeldung einer Schulleitung über die Hotline 02742-280 4700 (24/7) an die Abteilungsleitung Schulpsychologie erhält die Schule direkte Unterstützung durch das mobile Krisenteam der Schulpsychologie NÖ am Schulstandort. Die Schulleitung bekommt Erstberatung und der Kriseneinsatz durch die zuständigen Schulpsychologinnen und Schulpsychologen der Bildungsregion wird für die jeweilige Schule umgehend organsiert und an die Schulleitung kommuniziert. Dabei wird die Anzahl der Schulpsychologinnen und Schulpsychologen für den Einsatz auf die Größe der Schule und die Art der Krisensituation abgestimmt. Am Einsatzort erfolgt die Zusammenarbeit mit dem schulinternen Krisenteam sowie die Akutbetreuung für Krisenbetroffene.

Für das kommende Schuljahr 2024/25 wird daher der Umgang mit Krisen an Schulen, wie schwere Unfälle im Schulhaus oder bei Schulveranstaltungen, Androhung von schwerer Gewalt („Amokdrohungen“, „Bombendrohungen“), schwere Gewalt, Suizidandrohung, Suizid, Todesfälle und Gewalt im privaten Umfeld von SchülerInnen oder Lehrkräften, ein wichtiges Leitthema im Bundesland Niederösterreich sein. Schulleitungen sind dabei vor Ort die ersten Ansprechpartner bei Krisenfällen in Schulen. Hier ist es von Nutzen, wenn eine entsprechende Kompetenz im Umgang mit Krisen an den einzelnen Schulen eingerichtet ist.

Das schulinterne Krisenteam unter der Leitung der Schulleitung übernimmt dabei die Gesamtkoordination am Schulstandort. Die Zusammensetzung dieses schulinternen Krisenteams sowie die Anzahl der Teammitglieder ist abhängig von der Größe der Schule bzw. der Schulart und ist präventiv an jedem Schulstandort in Niederösterreich einzurichten. Die Schulleitung und die stellvertretende Schulleitung sind dabei Teil des schulinternen Krisenteams. Weitere Mitglieder könnten Lehrkräfte mit Zusatzfunktion oder -ausbildung (Administrator, Schüler- und Bildungsberater, Vertrauenslehrer, Rettungssanitäter) bzw. Lehrpersonen mit Interesse am schulischen Krisenmanagement sein.

In Niederösterreich bietet die Schulpsychologie in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule NÖ Fortbildungsmaßnahmen zum Krisenmanagement an Schulen an. Dabei ist das Fortbildungskonzept in unterschiedlichen Stufen mit einem zunehmend weiter gefassten Teilnehmerkreis aufgebaut.

Im Rahmen der Schulmanagementausbildung wird neuen bzw. zukünftigen Führungskräften in einem Informationsblock ein erster Überblick über mögliche Krisenfälle und deren Bearbeitung nahegebracht.

Themen sind etwa

  • die Notwendigkeit der Erarbeitung von Krisenplänen an jeder Schule,
  • der Umgang mit dem Verdacht, dass Schülerinnen und Schüler illegale Suchtmittel konsumieren könnten (SMG §13),
  • die Vorgehensweisen bei Verdacht auf Radikalisierung von Schülerinnen und Schülern, aber auch
  • das richtige Verhalten der Schulleitung, sollte der Verdacht vorliegen, dass eine Lehrkraft das Kindeswohl gefährdet.

Zusätzlich werden Wahlmodule zur Ergänzung des Lehrgangs zum Krisenmanagement im Umfang von jeweils 8 Unterrichtseinheiten angeboten.

Um nicht nur das Wissen um das Krisenmanagement, sondern auch besonders die Einsicht um die Notwendigkeit von Krisenplänen an die Schulen und die Lehrkräfte direkt heranzutragen, bietet die Leitung der Schulpsychologie NÖ auch schulinterne und schulübergreifende Lehrerfortbildung zu dem Thema an.

  • Im Regelfall handelt es sich dabei um Fortbildungsveranstaltungen von vier Einheiten für jeweils bis zu 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
  • Das bedeutet auch, dass in kleineren Schulen der gesamte Lehrkörper an der Maßnahme teilnehmen kann, was sich für die Bereitschaft, sich auch nach dem Besuch der Fortbildung mit der Thematik zu beschäftigen, als äußerst förderlich erweist.
  • Im Zentrum dieser Fortbildung steht nach einer stark verkürzten theoretischen Einführung das eigenständige Entwickeln von Krisenplänen anhand von Szenarien.

Ein gut vorbereitetes Schulteam wird Krisen, wie beispielsweise schwere Gewaltgeschehnisse und Todesfälle, zwar weiterhin als Belastung erleben, jedoch verhindern gut geplante Abläufe die Gefahr von Eskalationen und Traumatisierungen. Zudem erweist sich ein regelmäßiges „Update“ der Thematik „Umgang mit Krisen“ als sinnvoll, da ein oft als belastend erlebtes Thema leicht „vergessen“ wird und auch die Weitergabe an neue Kolleginnen und Kollegen am Schulstandort damit gewährleistet wird.

Mag. Beate Wais
Abteilungsleiterin Schulpsychologie und Schulärztlicher Dienst