Landesrätin Teschl-Hofmeister und Bildungsdirektor Heuras zum Schulschluss 2020

„Ein außergewöhnliches Schuljahr geht zu Ende“

Am morgigen Freitag beginnen für die niederösterreichischen Schülerinnen und Schüler die Sommerferien. Mit dem diesjährigen Ferienbeginn geht auch ein außergewöhnliches Schuljahr zu Ende, denn die Ausbreitung des Coronavirus im Frühjahr 2020 hat den gesamten niederösterreichischen Bildungsbereich vor zahlreiche neue Herausforderungen gestellt. Einen Rückblick auf das zu Ende gehende Schuljahr 2019/20 gaben heute, Donnerstag, Bildungs-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister und Bildungsdirektor Johann Heuras im Rahmen einer Pressekonferenz im NÖ Medienzentrum in St. Pölten.

Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister sprach von einem „ganz besonderen Schuljahr“. In Niederösterreich seien im Schuljahr 2019/20 196.000 Schülerinnen und Schüler und 55.000 Kindergartenkinder zu unterrichten und zu betreuen gewesen, informierte sie, dass es in diesem Schuljahr bedingt durch Corona eine Zeit gegeben habe, in der weniger als 400 Schülerinnen und Schüler in den Schulen und weniger als 340 Kinder in den Kindergärten gewesen seien.

Dass das Schuljahr trotz Corona sehr gut verlaufen sei, sei auf verschiedenste Personengruppen zurückzuführen: auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Behörden, die darauf geschaut hätten, dass das „Werkl weiter rennt“, auf die Eltern, die extrem gefordert, aber auch extrem diszipliniert gewesen seien sowie auf die Lehrerinnen und Lehrer und die Kindergartenpädagoginnen und Kindergartenpädagogen, „die bewiesen haben, dass unser Schulsystem mehr kann, als man ihm zugetraut hätte“, bedankte sich Teschl-Hofmeister.

Innerhalb weniger Tage habe ein ganzes System umgestellt werden müssen, führte die Landesrätin aus, dass es ganz viel Kommunikation und immer wieder neue Anforderungen gegeben habe – die Lehrerinnen und Lehrer seien hier großartig in ihrer Flexibilität gewesen. Anfangs seien viele übermotiviert gewesen und hätten zu viel angeboten und damit Eltern sowie Schülerinnen und Schüler überfordert – man habe versucht, hier schnell zu reagieren und die Hinweise und Anforderungen seien auch schnell umgesetzt worden.

Zur Betreuung in den Osterferien hielt die Landesrätin fest, dass sich binnen kürzester Zeit 4.200 Pädagoginnen und Pädagogen gemeldet hätten, um den Betreuungsbetrieb auch in dieser Zeit aufrecht zu erhalten. Die Erfahrungswerte nehme man für die Sommerferien mit. Mehr als 600 Pädagoginnen und Pädagogen hätten sich bereits gemeldet, um für eine Woche oder tageweise Betreuung zur Verfügung zu stehen. Da viele Eltern bereits viele Urlaubstage verbraucht hätten oder es sich finanziell nicht leisten könnten, gewerbliche Ferienbetreuungsmodelle in Anspruch zu nehmen, habe man die Förderung für die Ferienbetreuung in den Gemeinden verdoppelt: Statt 250 Euro gebe es nun 500 Euro pro Betreuungswoche und Gruppe, bei integrativem Förderbedarf kann der Betrag um maximal 150 Euro pro Gruppe und Woche erhöht werden. Dafür nehme man 4,5 Millionen Euro in die Hand.

Zum ersten Mal gebe es nun auch die Möglichkeit einer Förderung für Betreuungsangebote an ganztägigen Schulstandorten nach dem Bildungsinvestitionsgesetz. Zusätzlich zur Ferienbetreuung werde es von der Familienland GmbH auch Lernangebote geben, in einem Viertel der Gemeinden gebe es Bedarf, es werde also an 90 Standorten eine Lernwerkstatt geben. Für Schülerinnen und Schüler mit außergewöhnlichem Bedarf gebe es das Angebot der Sommerschule. Diese finde in Niederösterreich von 24. August bis 4. September, also in den letzten beiden Ferienwochen statt. 5.500 Schüler würden in die Zielgruppe fallen, 3.423 Schülerinnen und Schüler hätten sich angemeldet – das seien 62 Prozent der genannten Zielgruppe.

Zum Thema Distance Learning hielt die Landesrätin fest, dass man sich darauf vorbereite, dieses auch in Zukunft anbieten zu können. Dazu brauche es die entsprechende Ausstattung und eine sichere Kommunikation zwischen Schule und Eltern. Die Vielzahl der Angebote müsse fokussiert und gebündelt werden. Bis zu 1.000 Endgeräte habe man nach einer Bedarfsermittlung den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung gestellt. Das Streamingportal von NÖ Media, in dem Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt werde, habe man in der Zeit des Distance Learning gut nutzen können. In der Corona-Zeit von Mitte März bis Mitte Mai habe es 3.500 Zugriffe auf die Plattform gegeben – das sei so viel wie normalerweise im Jahr.

Bildungsdirektor Johann Heuras erinnerte zunächst, dass man zu Beginn des Schuljahres 2019/20 drei große Bereiche definiert habe: den Klimawandel, Schulkulturen und das Schwerpunktthema Digitalisierung. Bei den ersten beiden sei man auf einem guten Weg gewesen, das letzte sei gelungen. Mitte März sei man abrupt aus all den Ideen herausgerissen worden, Begriffe wie Home Schooling und Distance Learning hätten Einzug gehalten. „Unsere Lernplattformen haben sich bewährt“, betonte Heuras, dass man dank LMS, SchoolFox, Office 365 und dem Medienzentrum relativ gut durch die Krise kommen konnte.

Das Resümee von Heraus für die Zukunft: „Wir müssen das eigenverantwortliche Lernen stärken.“ Außerdem müsse man einheitliche Tools verwenden – es mache Sinn, wenn eine ganze Schule dieselben Werkzeuge verwende. Ein weiterer wichtiger Punkt sei Fort- und Weiterbildung, um die digitale Kompetenz zu stärken. In diesem Zusammenhang erinnerte er daran, dass bei einer Neueinstellung eines Lehrers bzw. einer Lehrerin im Vertrag festgehalten sei, dass in den ersten drei Jahren 6 ECTS an digitaler Weiterbildung absolviert werden müssen, wenn diese Kompetenz nicht Teil der Ausbildung war. Als letzten wichtigen Punkt nannte der Bildungsdirektor die Ausstattung, also sowohl mit Internet als auch Endgeräten.

Der Bildungsdirektor sprach von einer „unvorhergesehenen Herausforderung“, die durch Corona und die dadurch getroffenen Maßnahmen zu bewältigen gewesen seien: „Es war eine organisatorische, eine pädagogische und eine gesundheitliche Herausforderung“, betonte Heuras, dass die Pädagoginnen und Pädagogen einen „super Job gemacht“ hätten. Sie seien mit großer Motivation an die Dinge herangegangen, der Ehrgeiz sei am Anfang schon fast zu groß gewesen. „Das Image des Lehrers hat in der Krise gewonnen“, betonte Heuras.

„Es ist gelungen, das Coronavirus von der Schule weitgehend fernzuhalten“, informierte der Bildungsdirektor, dass an zehn von 1.160 Standorten Maßnahmen getroffen werden mussten und es nur eine echte Schulschließung gegeben habe. Von rund 200.000 Schülerinnen und Schüler habe es 24 positive gegeben.

Zu den Ergebnissen hielt Heuras fest, dass diese besser als in den Vorjahren seien: „62 Prozent aller Kinder in den Volksschulen haben heuer die AHS-Reife erlangt“, im Vorjahr seien es fast 1,5 Prozent weniger gewesen. In den Neuen Mittelschulen hätten 44,4 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit ausgezeichnetem oder gutem Erfolg abgeschlossen, im Vorjahr seien es 42,5 Prozent gewesen. Im AHS-Bereich seien es 56,6 Prozent mit ausgezeichnetem oder gutem Erfolg (2019: 48,8 Prozent) und im BMHS-Bereich 28,4 Prozent (2019:
24,8 Prozent). Die Maturaergebnisse 2020 werden derzeit vom Bildungsministerium ausgewertet und liegen in den nächsten Tagen vor. Die Matura im heurigen Jahr bezeichne er nicht als „Corona-Matura“, er wolle keine Wertung abgeben, so Heuras: „Die Maturantinnen und Maturanten sind vor anderen Herausforderungen gestanden. Sie mussten mehr eigenverantwortlich lernen.“

Zur Sommerschule hielt der Bildungsdirektor fest, dass manche Kinder aufgrund von Defiziten nicht in der Lage gewesen seien, mitzuhalten, auch aufgrund von infrastrukturellen Defiziten. Die Sommerschule diene dazu, den Rückstand bei den Kindern zu verkleinern.

Zum Thema Mittelschule erläuterte Heuras, dass die Neuen Mittelschulen NÖ Mittelschulen werden. Es werde zwei Niveaus und eine Notenskala von eins bis fünf geben. Den Schulen sei es freigestellt, ob sie homogene oder heterogene Gruppen machen – jede Schule solle ihren Weg suchen, der für sie authentisch ist.

Zu den Personaleinstellungen informierte der Bildungsdirektor, dass man im Pflichtschulbereich 448 Pädagoginnen und Pädagogen neu eingestellt habe. Bei den Höheren Schulen sei die Einstellung noch nicht abgeschlossen, 244 Pädagoginnen und Pädagogen seien auf Wunsch versetzt worden. Leitungsstellen und Direktorenposten seien heuer viele neu vergeben worden. „Wir können im Herbst alles besetzen, aber in gewissen Regionen gibt es einen Mangel“, führte Heuras aus, dass der Lehrermangel fächerspezifisch sei, es fehle etwa an Musiklehrern, Sonderschulpädagogen, Chemikern und Physikern.

„Die sechs Bildungsregionen haben sich bewährt“, so der Bildungsdirektor. „Danke an die Pädagoginnen und Pädagogen und die Direktorinnen und Direktoren für die Bewältigung dieses herausfordernden Schuljahres“. Zum Abschluss bedankte sich Heuras auch bei Landesrätin Teschl-Hofmeister für die Zusammenarbeit sowie bei den Eltern und Schülerinnen und Schülern.

Veröffentlicht am 02.07.2020